Key Facts:
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Terpene beeinflussen nicht nur Duft und Geschmack, sondern könnten im Zusammenspiel mit Cannabinoiden auch eine Rolle bei der individuellen Wirkung von Cannabis spielen (→ Entourage-Effekt).
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Das Terpenprofil einer Sorte kann sich je nach Sorte und Verarbeitung stark unterscheiden – beim Vaporizer lassen sich Terpene durch gezielte Temperaturwahl besonders gut entfalten.
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In Cannabisblüten wurden über 150 verschiedene Terpene identifiziert – darunter z. B. Myrcen, Limonen oder Linalool –, die jeweils unterschiedliche Aromen und mögliche Effekte mitbringen.
Wenn du schon mal Cannabis konsumiert hast – ganz egal in welcher Form – ist dir sicher aufgefallen: Nicht jede Sorte riecht oder schmeckt gleich. Manche verströmen einen zitronigen Duft, andere erinnern eher an Pinienwald, Lavendel oder sogar Käse. Doch diese Aromen sind nicht nur Duftkulisse – sie haben Einfluss auf dein gesamtes Erlebnis. Der Schlüssel dahinter: Terpene.
In diesem Beitrag schauen wir uns an, was Terpene eigentlich sind, wie sie die Wirkung von Cannabis beeinflussen, welche Rolle sie im Geschmack und Geruch spielen, und warum sie besonders im Vaporizer eine spannende Rolle spielen.
Was sind Terpene überhaupt?
Terpene sind natürliche, aromatische Verbindungen, die in vielen Pflanzen vorkommen – nicht nur in der Cannabispflanze. Sie sind verantwortlich für die vielfältigen Gerüche und Geschmäcker, die wir aus der Natur kennen: das Frische von Zitronenschale, die Würze von Rosmarin oder die Harznote eines Nadelbaums. In der Cannabispflanze sind sie besonders vielfältig und in hoher Konzentration vorhanden.
Mehr als 150 verschiedene Cannabis-Terpene wurden bislang in Cannabis identifiziert. Jedes Strain hat dabei sein ganz eigenes Terpenprofil, das wie ein olfaktorischer Fingerabdruck wirkt – und möglicherweise auch erklärt, warum sich zwei Sorten mit ähnlichem THC-Gehalt trotzdem ganz unterschiedlich anfühlen können. Diese Verbindungen sind nicht nur für das Aroma verantwortlich, sondern könnten auch einen Einfluss auf das Zusammenspiel mit Cannabinoiden haben.
Cannabis-Terpene gewinnen aber auch für medizinische Studien zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Konsument:innen interessieren sich für den Zusammenhang zwischen Terpenprofilen und der individuellen Wirkung von Cannabis, was die Wissenschaft natürlich zu weiterer Forschung anregt.
Terpene und ihre mögliche Wirkung
Zuerst das Wichtigste: Terpene sind keine psychoaktiven Substanzen wie THC. Aber sie scheinen trotzdem eine Rolle in der Wirkung zu spielen – vor allem in Kombination mit Cannabinoiden wie THC und CBD. Dieses Zusammenspiel wird auch als Entourage-Effekt bezeichnet.
Wie beeinflussen Terpene die Wirkung?
Die Forschung vermutet, dass Terpene die Art und Weise beeinflussen können, wie Cannabinoide im Körper wirken. Das könnte bedeuten, dass eine Sorte mit viel Limonen und wenig Myrcen ein anderes „Feeling“ erzeugt als eine Sorte mit genau umgekehrtem Profil – auch wenn der THC-Gehalt identisch ist.
Es gibt Hinweise, dass bestimmte Terpene zum Beispiel:
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beruhigend (z. B. Linalool, Myrcen),
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anregend (z. B. Limonen, Terpinolen) oder
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fokussierend (z. B. Pinene)
wirken könnten – aber: Das ist kein Heilversprechen. Die Forschung rund um Terpene und ihre Wirkung beim Menschen steht noch relativ am Anfang, und viele Zusammenhänge sind bisher nur aus Tierstudien oder Zellkulturuntersuchungen bekannt.
Terpene und Geschmack: Mehr als nur "nett zu riechen"
Die Aromen, die du beim Konsum von Cannabis wahrnimmst, stammen fast ausschließlich von den Terpenen. Und die können sich extrem auf das Konsumerlebnis auswirken. Einige Menschen berichten davon, dass bestimmte Cannabis-Terpene ihnen helfen, gewisse Sorten besser zu vertragen oder zu genießen. Andere wählen Sorten gezielt nach Aroma, weil sie gemerkt haben, dass ihnen etwa zitrusbetonte oder pinienartige Sorten besonders guttun - auch unabhängig vom THC-Gehalt.
Übrigens: Frisch geerntete Cannabisblüten erhalten besonders viele Terpene, die das Aroma deutlich intensiver wirken lassen als bei älterem oder unsachgemäß gelagertem Cannabis.
Geschmacksträger par excellence
Ein guter Vaporizer bringt das Terpenprofil richtig zur Geltung: Von zitrisch-spritzig über süßlich-blumig bis hin zu erdig-würzig ist alles dabei. Viele Konsument:innen berichten, dass der Geschmack eines Strains eng mit der empfundenen Wirkung verknüpft ist. Dabei ist der Geschmack nicht nur nice-to-have, sondern ein Hinweis darauf, welche Terpene enthalten sind. Wer die gängigen Profile kennt, kann also bereits durch Riechen und Schmecken eine grobe Idee vom potenziellen Charakter der Cannabis-Sorte bekommen.
Das Terpenprofil im Vaporizer - der unterschätzte Faktor
Wer Cannabis im Vaporizer konsumiert, kann besonders von Terpenen profitieren. Warum? Weil die Verdampfungstemperatur entscheidend dafür ist, welche Terpene überhaupt freigesetzt werden.
Temperaturempfindlich und flüchtig
Terpene sind flüchtig – manche schon bei Temperaturen unter 160 °C. Ein paar Beispiele:
Terpen |
Verdampfungspunkt |
Aroma |
Myrcen |
ca. 166°C |
Erdig, moschusartig |
Limonen |
ca. 176°C |
Zitrus |
Linalool |
ca. 198°C |
Blumig, lavendelartig |
Caryophyllen |
ca. 199°C |
Pfeffrig, holzig |
Pinene |
ca. 155°C |
Kiefer, harzig |
Ein gutes Terpenprofil lässt sich also bei niedriger bis mittlerer Temperatur besonders intensiv erleben. Wer mit dem Vaporizer bei zu hoher Temperatur einsteigt, verpasst unter Umständen die feineren Aromen – oder „verbrennt“ sie buchstäblich.
Wir merken uns also: Durch das gezielte Erhitzen von Cannabisblüten im Verdampfer lassen sich Terpene besonders effizient freisetzen, ohne sie zu verbrennen.
Tipp: Terpen-Profil erkunden
Wenn du deinen Vaporizer nutzt und Cannabis verdampfst, kann es sich lohnen, mit der Temperatur zu spielen:
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Stufe 1 (160–170 °C): Leichte, zitrische und florale Terpene
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Stufe 2 (180–190 °C): Würzige und erdigere Noten kommen dazu
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Stufe 3 (200 °C+): Volles Spektrum – aber Aroma wird weniger fein
So kannst du den Geschmacksschichten einer Sorte gerne mal auf den Grund gehen.
Kleine Cannabis-Terpene-Liste: Wer macht was?
Hier ein Überblick über einige der häufigsten Terpene in Cannabis – samt Duftprofil und möglicher Wirkung:
Terpen |
Duft und Geschmack |
Vorkommen in (z. B.) |
Mögliche Effekte * |
Myrcen |
Erdig, moschusartig |
Mango, Hopfen |
Beruhigend, sedierend |
Limonen |
Zitrus, frisch |
Zitrone, Orange |
Stimmungsaufhellend |
Linalool |
Blumig, lavendelig |
Lavendel |
Entspannend, angstlösend |
Pinene |
Kiefer, harzig |
Nadelbäume |
Fokussierend, klar |
Caryophyllen |
Würzig, pfeffrig |
Schwarzer Pfeffer |
Erdend, ausgleichend |
Humulen |
Herb, holzig |
Hopfen |
Appetithemmend, ruhig |
Terpinolen |
Fruchtig, krautig |
Apfel, Muskatnuss |
Anregend, energetisierend |
* Bitte beachte: Diese Effekte basieren auf frühen Studien und Erfahrungsberichten – es handelt sich nicht um medizinisch gesicherte Aussagen.
Fazit: Terpene verstehen = Cannabis besser verstehen
Ob du Neuling oder Erfahrene:r bist – wer sich mit Cannabis-Terpenen beschäftigt, erschließt sich eine neue Dimension des Konsums. Wer unterschiedliche Cannabisblüten ausprobiert und auf das jeweilige Terpenprofil achtet, kann so nach und nach herausfinden, welche Sorten und Aromen individuell am besten passen. Geschmack, Geruch und die individuelle Wirkung von Cannabis werden durch das Terpenprofil mitgeprägt.
Immer mehr Konsument:innen stellen fest, dass sie gezielt nach bestimmten Cannabis Terpenen suchen, weil sie einen bestimmten Effekt oder Geschmack bevorzugen. Das zeigt: Terpene sind mehr als nur Nebendarsteller – sie sind Mitgestalter des Erlebnisses. Gerade bei der Verdampfung wird deutlich, wie vielschichtig das Thema ist. Je bewusster man mit Temperatur, Sorte und Aromaprofil umgeht, desto spannender und individueller wird das Erlebnis mit Cannabis – und desto mehr lernt man auch über sich selbst.
Wenn du das nächste Mal an einer Blüte schnupperst, nimm dir einen Moment – und frag dich: Was verraten mir die Aromen? Vielleicht mehr, als du denkst.
Disclaimer: Dieser Beitrag dient ausschließlich der neutralen Information und Aufklärung über die Rolle von Terpenen in der Cannabispflanze. Er stellt keine Aufforderung oder Empfehlung zum Konsum von Cannabis dar. Bei gesundheitlichen Fragen, Unsicherheiten oder individuellen Wirkungen im Zusammenhang mit Cannabis solltest du dich immer an ärztliches oder pharmazeutisches Fachpersonal wenden.